Ein weiterer zuverlässiger Projektpartner unseres Partnervereins MosaikaAktiv ist die Orthodoxe Kirche in Mogiljow. Und so bin ich sehr gespannt, als wir uns auf den Weg zu der am Ufer des Dnjepr gelegen Maria Himmelfahrt Kirche machen. Die Kirche wurde 2022 nach mehreren Jahren Bauzeit auf den Fundamenten der Vorgängerkirche, die während es Kommunismus vollständig zerstört wurde, fertiggestellt.
Aufgrund des jungen Alters erstrahlen die Gebäude des gesamten Kirchengeländes in strahlendem Weiß, und wie für die orthodoxe Kirche üblich, ist alles prunkvoll ausgestattet und verziert. Bevor wir die Kirche betreten, überprüfen wir noch einmal, ob wir entsprechend der vorgeschriebenen
Bekleidungsordnung angezogen sind. Als Frau sollte man die Haare bedeckt haben, und so schlingen wir uns unsere Schals und Halstücher um unsere Köpfe. Zudem sollte man mit einem Rock bekleidet sein, der mindestens bis zu den Knien reicht. Da ich einen langen Mantel trage, brauche ich mich nicht mit den im Kirchenvorraum zur Verfügung liegenden Wickelröcken ausstatten. Aber Olga und Julia ziehen diese Röcke über ihre Hosen.
Das Kirchenoberhaupt Vater Sergij empfängt uns im Kirchenschiff und begrüßt uns sehr herzlich. Als Assistent an seiner Seite steht Alexander, ein junger Mann, der gemeinsam mit seiner Mutter Mitglied des MosaikaAktiv Vereins ist. Vater Sergij beschäftigt Alexander im Rahmen eines inklusiven Arbeitsplatzes in der Kirchengemeinde.
Wir bekommen eine ausführliche Führung durch die Kirche mit all ihren klerikalen Ornamenten. Wir bleiben vor einer riesigen Bilderwand stehen, der Ikonostase, die das eigentliche Kirchenschiff vom Altarraum, dem Allerheiligsten jeder orthodoxen Kirche, trennt. Zum besonderen Anlass unseres Besuches holt Vater Sergij aus dem Altarraum eine Ikone, die normalerweise nur zu besonderen kirchlichen Anlässen den Gemeindemitgliedern gezeigt wird. Wir erfahren viel zum geschichtlichen Hintergrund der Kirche sowie hohem Besuch, der schon in der Gemeinde zu Gast war. Seinerzeit besuchte Alix von Hessen-Darmstadt, die nach der Heirat mit Zar Nikolaus II. den Namen Alexandra Fjodorowna annahm, die damalige Kirche. An einer Säule hängt in Form einer Ikone das Portrait der gesamten Zarenfamilie, die 2020 aufgrund ihres Martyriums von der Orthodoxen Kirche heiliggesprochen wurde.
Vater Sergij führt uns in den Keller des Kirchenschiffs, in dem sich ein großer Versammlungsraum befindet, welcher für vielfältige Nutzung zur Verfügung steht. Hier werden auch historische Kirchenbücher und Bibeln aufbewahrt. Ehrfürchtig schauen wir uns einige Exemplare an und achten darauf, dass wir die empfindlichen Einbände und Blätter nicht beschädigen.
MosaikaAktiv hat in dem großen Gemeinschaftsraum schon zu verschiedenen kirchlichen Feiertagen Treffen organisiert, gebastelt, gemeinsam gegessen und eine entspannte Zeit miteinander verbracht. Vater Sergij schätzt die Arbeit des Vereins sehr und freut sich über die unterschiedlichen Maßnahmen der wohltätigen Arbeit unter dem Dach seiner Kirche.
Gemeinsam wurde erst kürzlich ein Ausflug in das idyllisch gelegene Frauenkloster in Barkalabava organisiert, von dem viele Mosaika-Familien begeistert berichteten. Der Verein hatte am Weihnachtsmarkt auf dem Kirchengelände mit einem eigenen Stand teilgenommen und durch den Erlös diesen Ausflug finanziert. Ein Bus konnte gemietet werden, wodurch viele Kinder mit Mobilitätseinschränkungen am Ausflug teilhaben konnten. Ein kleiner Urlaub im sonst so beschwerlichen Alltag!
Über die gemeinsame Arbeit, bisher durchgeführte Projekte und weitere Ideen sprechen wir mit Vater Sergij zum Abschluss unseres Besuches an einem reichlich gedeckten Tisch. Wir probieren köstliche Kuchen und stoßen bei einem Glas Messwein auf unsere Bekanntschaft und weitere Zusammenarbeit an.
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