Auf meiner Rückreise Richtung Grenze mache ich obligatorisch einen Halt in Minsk.
Ich lasse die Zeit in Minsk nicht ungenutzt und habe mich mit Tatjana Zhuk verabredet, der Projektkoordinatorin der Caritas Minsk.
Mit der Caritas Minsk und unserem Verein besteht seit 2018 ein partnerschaftlicher Kontakt. Denn wir konnten gemeinsam mit weiteren Stiftungen die Kurzzeitpflegestation im Kinderheim Mogiljow entwickeln und verwirklichen. Seither kenne ich Tatjana, denn sie begleitete das Projekt bei all den notwendigen Schritten. Bisher hatte ich jedoch noch keine Gelegenheit die Räumlichkeiten des Caritas-Zentrums zu besuchen, was ich jetzt nachholen werde.
Die Caritas Minsk gehört zur Erzdiözese Minsk/Mogiljow und hat ihren Standort nordöstlich des Minsker Stadtzentrums. Um zum weitläufigen Gelände der Caritas zu gelangen, fahren wir an der Kinderkrebsklinik im Stadtteil Barawlyany vorbei, in welcher unzählige durch die Tschernobyl-Katastrophe betroffene Kinder behandelt wurden und werden. Der nächste Stadtteil ist Lieskauka, in welchem das ein Hektar große Gelände des Caritas-Zentrums liegt. Zum Zentrum gehören mehrere große Häuser für unterschiedliche Nutzungen. Das erste Gebäude beherbergt die Büros, Gästezimmer und die Kapelle. In zwei weiteren Gebäuden sind insgesamt 19 Zimmer, in denen Kinder u. Jugendliche in Begleitung eines Elternteils während der Behandlung im Kinderkrebszentrum wohnen können.
Die Zimmer sind voll ausgestattet mit Bädern, auf den Etagen gibt es Gemeinschaftsküchen und Gemeinschaftsaufenthaltsräume. Die durchschnittliche Verweildauer der kleinen Patient*innen ist 6-8 Monate und für diese kostenlos. Die Managerin dieses Zentrums ist Psychologin und kann bei Bedarf Beratung und psychologische Gespräche anbieten. Ein Mal wöchentlich gibt es eine Veranstaltung, die durch Ehrenamtliche organisiert wird. Zu Weihnachten und zum Internationalen Kindertag werden große Feiern durchgeführt, zu denen auch Kinder der Kinderkrebsklinik Barawlyany und aus kinderreichen Familien der Region eingeladen werden.
Die Klinik liegt ungefähr 2 km vom Caritas-Zentrum entfernt und vermittelt die Plätze im Zentrum an Familien aus weiter entfernten Regionen. Das kostenlose Wohnen wird überwiegend Familien ermöglicht, die sich finanziell eine andere Wohnmöglichkeit während der Behandlung im Klinikum nicht leisten können. Von den Gästehäusern der Caritas aus ist die Klinik mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Jedoch gibt es seitens der Klinik auch einen Fahrdienst.
In zwei weiteren Gebäuden des Zentrums befinden sich Konferenzräume und Räumlichkeiten für Teilnehmende von Pfarrei-Veranstaltungen, Exerzitien, Seminaren und Trainings. Eines der Gästehäuser ist barrierefrei mittels eines Rollstuhlaufzugs erreichbar und im Erdgeschoss gibt es drei barrierefreie Zimmer. Hier werden Erholungswochenenden für Rollstuhlfahrer*innen organisiert. Die Gäste schätzen besonders die Möglichkeit im barrierefreien Bad zu duschen sowie die in Kooperation mit den Pfarreien organisierten Ausflüge. Für viele Menschen mit Behinderung ist das wie ein kleiner Urlaub. Zur Caritas gehört der Krankenbesuchsdienst TABITA. Die Mitarbeitenden organisieren Hausbesuche und helfen den Menschen mit Behinderungen beim Alltag und bei kleinen pflegerischen Tätigkeiten. Bei dieser wichtigen Arbeit stehen der soziale Kontakt, Gespräche und Zuwendung sowie gemeinsame Spaziergänge im Fokus. Über Tabita werden auch die ländlichen Regionen erreicht, wobei wöchentlich 45 Menschen geholfen werden kann.
Zudem ist in den Räumlichkeiten des Zentrums einer der drei sozialen Punkte der Caritas Belarus verortet.
In der Sozialpunkt-Kleiderkammer im Kellergeschoss werden neben gespendeter Bekleidung auch Hygieneartikel, Babynahrung, Pampers und Vieles mehr gesammelt und sortiert. Die Sachspenden werden an kinderreiche Familien weitergegeben. Zudem werden seit vielen Jahren Bedürftige mittels der Winterhilfe, durch Babypakete bis zum Alter von einem Jahr und mit Setzlingen und Hühnern zur Selbstversorgung unterstützt.
Selbstverständlich gehört zum Caritas-Zentrum auch ein Pfarrer. Bruder Anatolij vom Orden der Kapuziner und ist seit drei Jahren Direktor des Zentrums und auch für das Kapuziner-Kloster sowie die Pfarrei in Minsk zuständig. In diesem Kloster leben 6 Kapuziner-Mönche, vier davon sind Pfarrer. Jeden Tag finden dort 2 Gottesdienste statt. Bei meiner Rückkehr nach Minsk habe ich die Möglichkeit das Kloster zu besichtigen.
Jetzt heißt es Abschied nehmen und ich schlendere noch ein wenig durch die Hauptstraßen von Minsk in der Nähe meines Hotels.
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