Das Einkaufen auf dem Markt hat eine lange Tradition. Zwar gibt es in den Großstädten von Belarus seit einigen Jahren auch große Supermärkte, aber die stationären Märkte erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. Über die Stadtbezirke verteilt finden sich immer wieder extra für Märkte ausgewiesene Flächen. Dort gibt es einfachere Stände in Form von langen Verkaufstischen bis hin zu kleinen Buden.
Bei Wind und Wetter stehen hier die Marktfrauen und -männer, nur die kleinen Verkaufshäuschen bieten etwas Schutz vor Wind und Regen. Das Angebot ist vielfältig. Milchprodukte, für die Belarus bekannt ist und die in angrenzende Länder exportiert werden, werden hier angeboten.
Wer schon mal Syrniki mit echtem Twarog (sehr trockenem und schnittfestem Schichtkäse) gegessen hat, weiß, wovon ich spreche. Aber auch Gemüse, Obst, Brot, Wurst und Fleischwaren sowie Fisch kann man hier kaufen.
Viele ältere Menschen bessern ihre kleine Rente auf und bieten Geerntetes, Eingelegtes oder Selbstgestricktes zum Verkauf an. Hierfür nutzen sie kleine umgedrehte Holzkisten und bieten die Ware hierauf an. Eingepackt in viele Schichten Kleidung, mit Mütze und Handschuhen warten sie hier viele Stunden auf Kundschaft und genießen gleichzeitig das emsige Treiben, die Gespräche und das soziale Miteinander. Aber es ich Vorsicht geboten: Denn für den Verkauf ist eine Genehmigung erforderlich und bei plötzlichen Kontrollen kann es passieren, dass man unverzüglich den Platz Räumen muss. Dann wird möglicherweise weitergezogen und nach einer neuen geeigneten Stelle Ausschau gehalten. Denn auch im normalen Straßenbild trifft man in der Nähe von kleinen Grünflächen immer wieder auf kleine Warensortimente, die auf provisorischen Tischen feilgeboten werden.
Auch der Wunsch nach Markenbekleidung wird in den Märkten bedient. Man wundert sich, dass Sportbekleidung und Schuhe namenhafter Firmen oder Oberbekleidung mit Labels von Luxus-Firmen zu finden sind. Beim näheren Hinsehen wird jedoch klar, dass die Ware aus der Türkei oder China stammt und des sich um Fälschungen oder Replika handelt. Bei der ein oder anderen Gastkindererholung in Deutschland führte dies zu Verwirrung. Denn oftmals hatten die Familien vom sauer ersparten Geld extra noch neue Bekleidung gekauft, damit ihr Kind mit ordentlicher Kleidung anreist. Und so fragten manches Mal die Gasteltern: „Mein Gastkind trägt Kleidung von Adidas oder ein Shirt mit Gucci-Aufdruck - beherberge ich hier das Kind eines Oligarchen?“ Ja, so können Missverständnisse entstehen – gut, wenn man hierüber direkt spricht und diese ausräumen kann.
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