Obligatorisch bei meinen Aufenthalten in Mogiljow ist der Besuch des Kinderheims. Seit vielen Jahren ist unser Verein Kooperationspartner und gemeinsam konnten wir viele Projekte verwirklichen. Auch dieses Jahr treffen wir uns vor Ort und ich sehe viele bekannte Gesichter. Alla begleitet mich, denn sie war auf der belarusischen Seite als Ehrenamtlerin unser verlässliche Ansprechpartnerin seit Beginn der Zusammenarbeit. Die Leiterin des Kinderheims, Natalia Alexandrowitsch, und ihr Team berichten, dass im Jahr 2023 bisher fünf Fachkräfte in Minsk und in Russland zur Schulung waren. Solche Workshops, Schulungen und Fachkräfteaustausche haben sich bewährt und die Teilnehmenden geben als Multiplikatorinnen neue Erkenntnisse an ihr Team weiter. Vor Corona fanden viele Präsenz-Workshops durch Fachkräfte aus den Bereichen Logopädie, Dysphagie, Physiotherapie, Palliativ-Versorgung statt. Diese persönlichen Austausche im Kollegium undinterdisziplinären Gespräche verbunden mit privaten Begegnungen werden schmerzlich vermisst.
Wir diskutieren, welche aktuellen Möglichkeiten der Zusammenarbeit bestehen unter den gegebenen globalen Umständen. Vielleicht findet sich eine unerschrockene Expertin aus unserem bekannten Team, die sich die Reise zutraut und einen Workshop vor Ort durchführt.
Ich möchte gerne noch mal die Kurzzeitpflegestation besuchen, die wir 2018 nach langer Planung und umfangreichem Totalumbau und Dank Unterstützung verschiedener Stiftungen einweihen konnten. Hierbei handelte es sich um ein Leuchtturmprojekt für den Woblast Mogiljow. Ich erfahre, dass in 2023 bisher 104 Kinder in der Kurzzeit- und Entlastungspflege betreut werden konnten. Die Nachfrage nach den Plätzen ist besonders im Sommer groß, da in den langen Sommerferien die Korrektionszentren geschlossen sind, die die Kinder regelmäßig besuchen.
Der großen Nachfrage konnte 2022 mit einer Erweiterung dieser Station begegnet werden, die auch von deutscher Seite mitfinanziert wurde. Bis zu 28 Tage im Jahr haben Eltern für ihre Kinder mit chronischen Erkrankungen/Behinderungen Anspruch auf eine Betreuung in der Kurzzeitpflege.
Im Kinderheim, welches bereits im Jahre 1945 gegründet wurde und in den 1990er Jahren eine Profilerweiterung erhielt für Kinder mit besonderen Bedürfnissen, leben aktuell 34 Waisenkinder im Alter von 0-4 Jahren. Zudem werden in der Hospiz-/Palliativstation 15 Kinder stationär betreut und gepflegt. An die seinerzeit gegründete Häusliche Palliativ-Versorgung sind aktuell 139 Kinder/Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr angeschlossen. Auch telefonische Beratung ist hier sichergestellt.
Das Palliativ-Zentrum des Kinderheims ist mittlerweile für den ganzen Woblast Mogiljow zuständig und es kommenregelmäßig Fachkräfte aus den Regionen zur Weiterbildung.Dass das Kinderheim sich über die Jahre zu solch einem Kompetenz-Zentrum weiterentwickeln konnte, ist Beleg für unsere gemeinsamen nachhaltigen Projekte und erfolgreiches „Peer-to-peer Learning“.
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