Viktor Klotschkov uns seine Frau Lena kennen wir schon seit vielen Jahren. Sie haben zum Abendessen eingeladen und gemeinsam mit Alla besuche ich die beiden in ihrem Haus, welches früher eine Datscha war. Dort gibt es einen großen Garten mit vielen Obstbäumen und einen großen Hühnerstall. Viktor berichtet uns von seinen glücklichen Hühnern und dass diese zu einem seiner Hobbys gehören.
Lena hat lecker gekocht – es gibt neben frischem Salat aus dem Garten das usbekische Nationalgericht Plov. Bei einem Urlaub in Usbekistan hat sie diese Speise gekostet und speziell einen Kochkurs belegt, um die Feinheiten des Gerichts zu erlernen.
Mittlerweile ist es Tradition geworden, dass wir gemeinsam zu Abend essen, wenn ich in Belarus bin. Uns verbindet eine lange Bekanntschaft, die mit den Jahren zu einer Freundschaft gewachsen ist. Ich lernte Lena und Viktor erstmals kennen, als ich vor knapp 20 Jahren Gastmutter im Rahmen der Kindererholungen war. Lena und Viktor nahmen als ärztliche Begleitung an den Kindererholungen teil, denn seinerzeit fuhren auch Kinder mit onkologischen Erkrankungen nach Deutschland.
Seinerzeit hatte Viktor bereits im Rahmen der medizinischen Fachkräfteworkshops für 6 Wochen in der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses „Severinsklösterchen“ in Köln hospitiert. Er erinnert sich daran, dass trotz fehlender Deutsch- und nur weniger Englisch-Kenntnisse die Verständigung mit dem deutschen Kollegium funktionierte und er offen und herzlich im Team aufgenommen wurde. Sein Wissen setze er als Multiplikator im Heimat-Krankenhaus Nr. 1 ein und es führte zu einem Umdenken und neuen Methoden bei den orthopädischen OPs. Seinerzeit war er Leiter der Orthopädie und die ersten Hüftoperationen wurden umgesetzt. 2012 wurde Viktor Chefarzt der Klinik und legte großen Wert auf den internationalen medizinischen Austausch.
Aus den Kontakten zwischen Deutschland und Belarus entstanden regelmäßige medizinische Workshopprogramme und Hospitationen. Ärzteteams aus Mogiljow wurden in Kölner Kliniken geschult (Chirurgie, Gynäkologie, Kardiologie, Neurochirurgie, Neurologie) und bei Gegenbesuchen wurden neue Operationstechniken im Krankenhaus Nr. 1 in Mogiljow gezeigt.
Hierdurch konnte die minimalinvasive Operationstechnik in der Gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses Nr. 1 implementiert werden. Dank Unterstützung einer deutschen Firma konnte im Krankenhaus ein Computernetzwerk aufgebaut werden, welches seinerzeit Pionier-Charakter für die ganze Stadt hatte. Dieses wurde auf Basis des Krankenhauses in weitere Kliniken multipliziert. Im Rahmen der Hilfstransporte konnten Krankenhausbetten, med. Geräte, med. Verbrauchsmaterialien, Mobilitätshilfen, Bettwäsche u.v.m. über viele Jahre geliefert werden.
Wir erinnern und gerne an diese – wie Lena und Viktor sie nennen – glorreichen Zeiten, wo die Umsetzung von Projekten und die Lieferung von Hilfsgütern unkomplizierter waren, als es aktuell der Fall ist. Gemeinsam konnte Vieles nachhaltig umgesetzt werden.
Seit November 2022 ist Viktor im Ruhestand und hat den Posten als Chefarzt des Krankenhauses Nr. 1 abgegeben. Als Chirurg arbeitet er jedoch Vollzeit weiterhin im Krankenhaus und man merkt ihm an, dass sein Beruf seine Berufung ist. Daher kann vom klassischen „Ruhestand“ keine Rede sein!
Comentários