
Unser im Herbst 2024 gestartetes Projekt ist an einer Schule des Rayons (Kreis) Kalinkawitschy im Oblast Gomel verortet. Der Oblast (Bezirk) Gomel ist wie auch Mogiljow stark durch den radioaktiven Niederschlag der Tschernobyl-Katastrophe betroffen.
Mit Schuldirektor Leonid stehen wir seit dem vergangenen Jahr im Austausch und es war vereinbart, dass Maria und mir im Rahmen eines Schulbesuches das neue Projekt vorgestellt wird. Leider wurde kurzfristig durch die Schulbehörde die Genehmigung zum Besuch der Schule versagt. Leonid und die Schüler*innen bedauern dies sehr, denn es war ein kleiner Empfang vorbereitet, für den die Kinder geprobt hatten. Wir werden uns daher mit Leonid und Ehrenamtlerin Swetlana ausführlich über das Schulprojekt unterhalten, wobei sie uns Fotos zur Dokumentation des Projektes zur Verfügung stellen.
Leonids Schule ist eine Dorfschule im Dorf Selenotschi. Im Dorf und der näheren Umgebung leben 200 Menschen. Aktuell besuchen insgesamt 47 Kinder und Jugendliche die Schule von Klasse 1 bis 9. Zur Schule gehört auch ein Kindergarten mit aktuell 10 Kindern.
Die Schule ist landwirtschaftlich ausgerichtet, denn sie verfügt über einen 1 Hektar großen Nutzgarten bzw. Acker. Die Schule legt sehr viel Wert darauf, dass die Schüler*innen sich mit handwerklichen und landwirtschaftlichen Themen beschäftigen und auch praktische Erfahrungen sammeln. So gehört die Arbeit im Schulgarten zum Lehrplan und auch schon die Kindergartenkinder können mithelfen, wenn sie möchten. Leonid berichtet, dass man gerade dabei ist Kartoffeln zu pflanzen. Jedes Jahr können Mengen an Obst und Gemüse geerntet werden und größtenteils wird die Ernte in der eigenen Schulküche verwertet. Stolz weist uns Leonid darauf hin, dass die Schule einen eigenen Traktor hat und über diverse landwirtschaftliche Gerätschaften verfügt. Das Lernen und Arbeiten in und mit der Natur mache den Schüler*innen unglaublich viel Freude.
Die Natur und deren Früchte zu erfahren und wertzuschätzen – hierzu passt das gemeinsam gestartete Projekt. Für zunächst ein Jahr finanziert unser Verein die Möglichkeit, dass die Schülerinnen und Schüler in der Schule Obst und Gemüse sowie Waldfrüchte und Wildfleisch auf radioaktive Belastung untersuchen können. Hierzu wurden vom Unabhängigen Strahleninstitut BELRAD aus Minsk ein kleines Labor und Messgeräte zur Verfügung gestellt. Die für das Projekt zuständige Lehrkraft wurde in Minsk bei BELRAD geschult und untersucht jetzt regelmäßig in der Schule sowohl die Ernte aus dem Schulgarten als auch Proben, die Einwohner und Jäger vorbeibringen.
Das Projekt wird nicht nur von der Schule, sondern auch von der Bevölkerung sehr geschätzt. Denn es konnte bereits die Belastung von Pilzen und Wildfleisch festgestellt werden. Durch Befragungen konnten die Schüler*innen herausfinden, wo die Pilze gesammelt worden waren und eine Warnung für dieses Waldstück ausgeben. Zum Glück liegen die Werte von Obst und Gemüse vom Schulgarten im Normbereich, so dass alles weiterhin verzehrt werden kann. Auch die von BELRAD bei den Kindern und Jugendlichen der Schule mittels Mess-Stuhl durchgeführten Untersuchungen der individuellen Strahlenexposition bestätigte, dass die Werte innerhalb des Normbereichs liegen. Leonid bedankt sich für die Möglichkeit, dass an seiner Schule diese Aufklärungsarbeit und Untersuchungsmöglichkeiten stattfinden. Denn nicht nur die Schülerinnen und Schüler profitieren von dieser Arbeit, sondern das Projekt wirkt auch in die Dorfgesellschaft und Nachbarschaft hinein.
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