Seit mehreren Jahren arbeitet unser Verein vertrauensvoll mit der Organisation Blago zusammen, die ihren Sitz am Stadtrand von Mogiljow hat. Über das Christliche Hilfswerk Tabea in Swisstal können wir Hilfsgüter nach Belarus schicken, die dann von Blago in Empfang genommen und weiterverteilt werden.
Blago hat ein 4 Hektar großes Gelände mitten im Wald gelegen. Auf diesem Gelände befinden sich große Lagerhallen, in der die Hilfsgüter eingelagert und verzollt werden. Blago ist eine von den örtlichen Behörden zertifizierte Organisation, die eine eigene Zollzone besitzt. Ich bin schier erschlagen von der Größe der Hallen und der dort eingelagerten Güter. Und noch unglaublicher finde ich, wie man hier noch den Überblick behalten kann und so gezielt und verlässlich die Verteilung vornehmen kann, wie Blago es immer wieder unter Beweis stellt. Dass es mehrere Monate dauern kann, bis nach Lieferung die Hilfsgüter an die Empfänger*innen ausgeteilt werden dürfen, hängt mit den umfangreichen Zollformalitäten und den bürokratischen Prozessen zusammen.
Vor dem Krieg in der Ukraine erhielt Blago jährlich 70 Sattelschlepper-Ladungen an Hilfsgütern. Aufgrund der aktuellen Situation und den Beschränkungen im LKW-Verkehr bzw. den Sanktionen haben die Lieferungen abgenommen. Aber die beachtliche Zahl von 17 LKW-Ladungen konnte Blago im 1. Halbjahr 2023 trotzdem erhalten. Dies entspricht 250.000 kg.
Auf dem Gelände der Organisation stehen verschiedene Gästehäuser und Gemeinschaftsgebäude, denn hier finden regelmäßig Kindererholungen statt. Es fällt positiv auf, dass alles barrierefrei gestaltet ist, auch die Kinderattraktionen wie das große Piratenschiff und das Burg-Kletterlabyrinth. Hierauf legt Blago großen Wert, denn es nehmen viele Kinder mit Behinderungen an den Angeboten teil. Im Sommer 2023 konnten 1.200 Kinder die Ferienangebote bei Blago besuchen mit einem Aufenthalt von 5-10 Tagen.
Blago wurde im Jahr 2000 gegründet und eröffnete 2004 eine soziale Kleiderstube. Es gibt 7 festangestellte wohltätige Mitarbeitende und 70 Ehrenamtliche. Regelmäßig helfen Volunteers aus dem der ganzen Welt an verschiedenen Aktionen und renovieren auch das ein oder andere Gebäude.
Auf dem Gelände gibt es eine Reparaturstube für alle möglichen Mobilitätshilfen wie Rollstühle, Rollatoren, Behindertenfahrräder und man kann immer an Blago herantreten mit der Bitte um Unterstützung durch Hilfsgüter. Die Organisation arbeitet republikweit mit med. Einrichtungen, sozialen Einrichtungen, Vereinen, kirchlichen Trägerorganisationen zusammen.
Das Zentrum ist unabhängig von staatlicher Unterstützung. Sämtliche Gebäude, Ausstattung, Angebote werden durch Spenden aus der ganzen Welt finanziert und durch Hilfsgüter und ehrenamtliche Arbeit unterstützt.
Ich bin wirklich sehr beeindruckt von dieser enormen Leistung und umso mehr überrascht, als ich erfahre, dass Blago unweit des jetzigen Zentrums ein weiteres Gelände erworben hat. Als Dima Konzivenko, der Leiter von Blago, mit uns dieses neue Gelände besucht, erfahren wir, dass es sich um ein ehemaliges staatliches Ferienheim handelt. Auf dem riesigen Gelände sehen wir riesige mehrstöckige Gebäude in grundsanierungsbedürftigem Zustand. Als erste Maßnahme wurden die Dächer der Gebäude repariert, damit es nicht mehr reinregnen kann und nicht noch weitere Schäden an der Bausubstanz entstehen. Geplant ist hier neben Angeboten für Kinder und Jugendliche mit einer großen Mensa und einem Veranstaltungsraum ein Seniorenheim. Auch hier soll der Fokus wieder auf Barrierefreiheit gelegt werden. Zudem hat Dima die Vision eines kleinen Rehabilitationszentrums für Kinder. Ich selbst sehe im Moment gar nicht, wo man hier zuerst anfangen soll mit der Arbeit. Es erscheint alles so sehr sanierungsbedürftig, dass man sich nicht vorstellen kann, wie hier in absehbarer Zeit Fortschritte zu verzeichnen sein könnten. Aber Dima ist sehr zuversichtlich und wir rufen uns das bereits vorhandene Zentrum in Erinnerung. Bei dem Tatendrang kann eigentlich nichts schief gehen!
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